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Titelbidl des Bildungsberichts 2008

Bildungsbericht Deutschland 2008

Warum beklagen wir Jahr für Jahr die gleichen Missstände in unseren Kindergärten, Schulen und Hochschulen? Vor allem: Warum verändert sich trotz der Katastrophenmeldungen nichts Grundsätzliches?

Wie sieht es an unseren Schulen aus? Hauptschule, Realschule oder Gymnasium - welche Schulform ist am beliebtesten? Solche und andere Fragen haben die WissenschaftlerInnen der Autorengruppe Bildungsberichterstattung untersucht und in einem Buch aufgeschrieben.

»Bildung in Deutschland 2008« heißt der Bericht, der am Donnerstag, den 12. Juni 2008 bekanntgemacht wurde. Den Auftrag zu dem Buch bekamen die Forscher, die "Autorengruppe Bildungsberichterstattung" von der Bundesregierung und den Bundesländern. Unter ihnen findet sich auch eine Mitarbeiterin des Arbeitsgebietes, Barbara Berthold [ihr Beitrag auf unserer Seite...].

Die Bildungsausgaben in Deutschland steigen - doch ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt sinkt und liegt immer weiter unterhalb des Durchschnitts der Industriestaaten, insbesondere unterhalb des Durchschnitts der weltweit führenden Bildungsstaaten (Finnland, Kanada, Korea, Japan...). Auch deshalb führte der neue Bildungsbericht der Kultusminister und der Bundesregierung gestern zu der erwartbaren Kaskade von Forderungen.

Die Kultusministerkonferenz veröffentlichte ihren zweiten Bildungsbericht seit 2006, und alle durften wieder einmal das sagen, was sie immer sagen. Alle lobten sich, nur Bremen nicht - das zumindest ist neu. Auch der (nicht wirklich zuständige) Bund beklagte durch den Mund von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), dass 80.000 Schulabbrecher pro Jahr nicht länger hinnehmbar seien und die Kanzlerin verkündete dazu passend die Neuigkeit, dass Deutschland eine Bildungsrepublik werden müsse. Diese Forderung feiert seit der 1964 erstmals beschworenen "Bildungskatastrophe" bald goldenes Wiederholungsjubiläum - zur Geschichte der deutschen Bildungskatastrophe siehe zwei Rezensionen [1, 2] zum Buch von Boenicke, Gerstner und Tschiro über "Sinn und Unsinn heutiger Schulsysteme (2004).

Dagegen lobten sich die wirklich zuständigen Ministerinnen und Minister der Länder ohne jeden Schimmer von Selbstkritik. Dabei stützten sie sich jeweils auf gezielt heraus gegriffene Teilbefunde des Berichts. Bereits die Kurzbilanz des Bildungsberichtes bietet für soviel Widersprüchlichkeit ausreichen Ambivalenz. So konnte sich jeder das aussuchen, was sein Selbstlob stützte. Beispielsweise wird als Plus gezählt, dass der Westen Deutschlands bei der frühkindlichen Bildung in Kindergärten und Horten nachzieht. Auch machen mehr Jugendliche Abitur. Als Minus steht der relative Rückgang der Bildungsausgaben und die immer noch mangelnde Anzahl der Studenten. Zudem ist der Trend, dass der soziale Status der Eltern über den Bildungserfolg mitentscheidet, ungebrochen: Er hat sich sogar noch verstärkt. Ein besonderes Problem stellen hier die Mitbürger mit Migrationshintergrund dar.
[zur Interpretationshilfe siehe den Vortrag von Prof. Schleicher (OECD) zur Zukunft der Bildungssysteme...]

Ähnlich betrüblich sieht es mit den Bildungsausgaben aus. 6,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes wurden 2006/07 bundesweit für Bildung ausgegeben, das ist ein halber Prozentpunkt weniger als 1995. Auch sonst lassen sich viele Zahlen klauben. So hat die Zahl der Wiederholer, einst Sitzenbleiber genannt, in einigen anderen Ländern in den Klassenstufen 10 bis 12 zugenommen. - Keine Lust mehr, sich durch mehr als 330 Seiten zu quälen? Kein Problem. Hier kommen ein paar Ergebnisse in aller Kürze:

- Hauptschule: Hauptschule? Nein danke! Das meinen wohl viele Eltern und Schüler. Denn es gibt immer weniger Hauptschüler - aber mehr Realschüler und Gymnasiasten. Woran das liegen könnte, zeigt auch ein anderes Ergebnis des Berichts. Denn Jugendliche mit Hauptschulabschluss finden schwerer eine Ausbildung. Viele müssen warten oder zusätzliche Kurse machen. Ein großer Teil hat sogar zwei Jahre nach dem Schulende noch keinen Ausbildungsplatz. Zum Vergleich: Jeder zweite Realschüler mit Abschluss macht bereits drei Monate nach Schulende eine Ausbildung.

- Schulabschluss fehlt: Viele Jahre Schule und trotzdem kein Abschluss - so ging es im Jahr 2006 mehr als 70 000 Jugendlichen. Sie gingen ohne Hauptschulabschluss von der Schule ab. Das sind etwa so viele wie Menschen in einer mittelgroßen Stadt leben. Manche Schüler holen den Abschluss später noch nach. Doch manche haben im Alter zwischen 18 und 25 Jahren noch immer keinen Abschluss.

- Akademikerquote zu klein: Auf zur Uni! Das sagen nach dem Bericht zu wenige junge Leute. Nur etwas mehr als jeder Dritte begann 2007 ein Studium.

- Lehrermangel in spe: Eine Menge ältere, zu wenig junge: An den Schulen unterrichten viele alte Lehrer. Jeder zweite ist älter als 50 Jahre. Das heißt, viele von ihnen gehen in den nächsten Jahren in Rente und fehlen dann an den Schulen. Schon heute gibt es zu wenig Lehrer für Mathematik und Naturwissenschaften.

Noch mehr Details zum Bildungsbericht 2008 finden sich auf der Berichts-Homepage des DIPF [Download] sowie auf dem Bildungsberichts-Dossier des Deutschen Bildungsservers - lohnend vor allem der umfangreiche Pressespiegel.

Bibliografie des Bildungsberichts 2008:
Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2008_06): Bildung in Deutschland 2008. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Übergängen im Anschluss an den Sekundarbereich I. Im Auftrag der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bielefeld: W. Bertelsmann Verlag
[Verlags-Buchseite] [DIPF-Download]

 

zuletzt aktualisiert: 20080623 (mz)
Haftungsausschluss [mehr...]

Aktuelles

passend zum Bildungsbericht:

Prof. Dr. Andreas Schleicher OECD Bremenvortrag von Prof. Dr. Schleicher OECD: Zukunft der Schule
- Homepage der GEW-Veranstaltung
- Folienvortrag [PPT, 3MB; PDF, 1MB]
- ähnlicher Vortragstext

Pressespiegel zum Bildungsbericht auf den Seiten des Deutschen Bildungsservers

Frühkindliche Bildung
und Elementarpädagogik

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Kontakt: Arbeitsgebiet Grundschulpädagogik
© Prof. Dr. Ursula Carle - Universität Bremen - Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften - Grundschulpädagogik
Universität Bremen Fachbereich 12