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Thüringer Schulversuch "Veränderte Schuleingangsphase":
Entwicklungswege der Schulen
Im Jahre 1999 begann ein Vorbereitungsteam, bestehend aus Mitarbeiterinnen
des Thüringer Kultusministeriums, des Thüringer Instituts für
Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien (ThILLM) und der Wissenschaftlichen
Begleitung, den Schulversuch "Veränderte Schuleingangsphase
in Thüringen" zu konzipieren. Die Laufzeit betrug für die
Schulen 3,5 Schuljahre und begann im Februar 2000. Mit dem Schuljahr 2002-2003
schlossen 14 Schulen den Versuch erfolgreich ab. Alle Schulen des Schulversuchs
führen das Modell weiter.
Ziel war die Einrichtung einer jahrgangsgemischten, flexiblen und integrativen
Schuleingangsphase, die allen schulpflichtigen Kindern im Einzugsgebiet
einen leistungsförderlichen Unterricht bieten kann. Dabei sollten
Grundschule und Hort eng zusammen arbeiten. Der erste und der zweite Jahrgang
werden in der Schuleingangsphase gemeinsam jahrgangsgemischt unterrichtet.
Jedes Kind kann die Schuleingangsphase flexibel in ein, zwei oder drei
Schulbesuchsjahren durchlaufen. Ein zusätzliches Schulbesuchsjahr
in der Schuleingangsphase wurde nicht auf die Pflichtschulzeit angerechnet
und gilt nicht als Wiederholung . Grundsätzlich sollten im Schulversuch
alle schulpflichtigen Kinder ohne Überprüfung der Schulfähigkeit
in die Grundschule aufgenommen werden. Wenn an der Schule eine Diagnose-
und Förderklasse vorhanden war, wurde sie mit Beginn des Schulversuchs
aufgelöst.
Bereits in der Organisationsverfügung zum Schulversuch wird der hohe
Anspruch an die Unterrichtsentwicklung deutlich. Dort werden folgende
Anforderungen genannt:
- Altersgemischtes Lernen
- Öffnung des Unterrichts, Differenzierung und Individualisierung des
Lernens, unterschiedliche Lernformen
- Förderung jedes Kindes entsprechend seinen Möglichkeiten
- Transparenz gegenüber den Eltern
- Gestaltung ganzheitlicher Lernprozesse durch Rhythmisierung des Lernens
Im Laufe des Versuchs zeigte sich, dass die Unterrichtsentwicklung der
Garant für die Qualitätssteigerung im Kernbereich der Schuleingangsphase
war. Eine bedeutsame Voraussetzung dafür benannte die Organisationsverfügung
ebenfalls: Von den in der Schuleingangsphase tätigen Grund- und Förderschullehrerinnen,
den Sonderpädagogischen Fachkräften und den Erzieherinnen wurde
erwartet, dass sie schul- und sozialpädagogische Aufgaben verbinden
und die sonderpädagogische Förderung in ihre Arbeit einbeziehen.
Schulleitung und Schulaufsicht sollten - so die Verfügung - die personellen
Ressourcen und deren zweckgerichteten Einsatz im Schulversuch sicherstellen
und die dafür nötigen Personalentwicklungsaufgaben übernehmen.
Das Thüringer Kultusministerium, als Auftraggeber, stattete den Schulversuch
mit Wissenschaftlicher Begleitung (Universität Bremen) und Unterstützungssystem
(ThILLM) aus und änderte prozessbegleitend Verwaltungsvorschriften
und Gesetze, so weit das erforderlich und durchsetzbar war.
Die wichtigste Rolle im Schulversuch kam den Schulen zu, die die flexible,
jahrgangsgemischte und integrative Schuleingangsphase einrichteten. Ein
Team des Arbeitsgebiets Grundschulpädagogik der Universität
Bremen hat den Schulversuch wissenschaftlich begleitet. Jährlich
einmal fand ein Besuch in der Schule statt. Wir hospitierten einen Vormittag
lang im Unterricht und werteten unsere Beobachtungen aus. Nachmittags
diskutierten wir mit den Lehrerinnen und Lehrern über den Verlauf
des Schulversuchs und ließen uns zwischenzeitlich erfolgte Arbeiten
zeigen. Zusätzlich wurde später im Jahr eine Fragebogenbefragung
durchgeführt, die uns wiederum Aufschluss über den Fortschritt
im Schulversuch gegeben hat. Zwischen den beiden Erhebungen fanden Treffen
statt, an denen sich alle Schulen beteiligten und sich gegenseitig ihre
Entwicklungen präsentierten.
Die vorliegenden Berichte sind das Ergebnis dieser Untersuchungen und
stellen jene Ausschnitte der Entwicklung dar, die aus Sicht der Wissenschaftlerinnen
wichtige Schritte in der Entwicklung der einzelnen Schule markierten.
So wird im ersten Kapiteln die Ausgangslage vor Beginn des Schulversuchs
vorgestellt, im zweiten Kapitel werden drei Entwicklungsbereiche rückblickend
betrachtet: die Unterrichtsentwicklung, die Kooperationen der Schule mit
dem Umfeld und die Projektsteuerung. Abschließend fassen wir die
von außen feststellbaren Effekte des Schulversuchs an der Einzelschule
zusammen.
Wir glauben, dass es sich lohnt in diesen Studien die Wege der einzelnen
Schulen im Schulversuch "Veränderte Schuleingangsphase"
nachzulesen. Für das Zustandekommen danken wir den Kollegien und
den Eltern herzlich.
zuletzt aktualisiert: 20100311 (mz)
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Merkmalsmodell der Schuleingangsphase: TQSE: Thüringer Qualitätsinstrumente für die Schuleingangsphase
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